Tag 8

Nichts. Na ja, was erwarte ich.

Zeit, mal ein bißchen über mich zu erzählen.

Geboren wurde ich auf Tauri-Bey-Ma-Leh, einer blaugrünen Perle. Hinter uns befindet sich ein Nebel, der das Licht unserer Sonne auch auf die Nachtseite reflektiert, weswegen es bei uns niemals wirklich dunkel wird.

Ich stamme aus gutbürgerlichem Hause, bin im selben Maße intelligent, wie sozial unverträglich, und wurde als erster weiblicher Langstreckenastronaut bei „Lichtschnelle Post GmbH und Co KG“ angestellt. Also, was heißt angestellt. Ich mach das „freiberuflich“. Bekomme meine Kredits pro Auftrag, muss die Schiffsversicherung aber selbst berappen.
Viel bleibt mir nicht. Aber was brauche ich schon groß. Ich wollte hier draußen sein. Mit meinem eigenen Schiff.

Nach der Ausbildung zum Astronauten (was bei uns soviel heißt, wie: Mädchen für alles) ging ich für zwei Jahre nach Merdan 5. Ein Bergbauplanet. Es gibt dort nichts als Steine und Abraumbagger, die so groß sind wie Hochhäuser. Einen davon fuhr ich über die endlose Trümmerwüste. Dort brachte ich mir das malen bei und las alles, was ich über vergangene Zivilisationen finden konnte. Und dort wuchs auch der Wunsch nach einen eigenen Schiff. Da auf alle meine Bewerbungen bei den großen Erkundungsschiffen Absagen kamen und ich unbedingt Artefakte suchen wollte, musste ich mir eben etwas einfallen lassen. Nach langer und planloser Suche fand ich im Galaxienet eine Ruine von schrottreifen Frachter. Ich gab meine gesamten Kredits, borgte von meinem Vater den nicht gerade geringen Rest und zog schon während der Umbauarbeiten in den Trümmerhaufen ein. Er lag in einer kleinen Recyclingwerft in unserem Orbit. Der Eigentümer dieser Werft hatte, obwohl er einwandfrei schlitzohrig veranlagt schien, irgendwie einen Narren an mir gefressen; er ließ mich schalten und walten, schenkte mir die Liegegebühr, überließ mir zur Krönung noch zwei Roboter und versorgte mich andauernd mit selbstgemachten Eintöpfen seiner Frau.

Weitere zwei Jahre verbrachten die Bots und ich also damit, aus dem Schrott ein flugfähiges Vehikel zu zaubern. Ich verbaute noch mehr technischen Schrott, den ich der Recycling-Anlage entriss und zimmerte eine Inneneinrichtung aus fünf verschiedenen Schiffen zusammen. Beim Biotop ging ich noch phantasievoller vor: dem Laderaum entwendete ich mit hunderten zusammen geschweißten Blechen, ein paar Stützsäulen aus Belüftungsrohren und einer ästhetisch durchaus ansprechenden Drahtseilkonstruktion, ein 50*50*25m großes Areal und schuf mir eine vollkommen autarke Oase.

Zugegeben, die Fläche mutet ein wenig übertrieben an, für einen Singlehaushalt; aber auch, wenn die Anlage im Moment noch ein wenig verloren wirkt, so kann ich garantieren, wird sie das nicht lange tun – vorausgesetzt, ich komm wieder zurück, in die Zivilisation. – Verdammt, gerade dachte ich mal nicht an meine Situation.

Ach.

Geh mal rüber und probiere die Pflaumen. Diese lilafarbenen, kleinen Dinger. Du wirst nie wieder etwas anderes essen wollen. – Und nein, nicht das große Schott, auf dem „Frachtraum“ steht, ein paar Meter weiter links bitte, die kleine Öffnungsvorrichtung ist die Richtige. Wenn Du in den Frachtraum willst, ziehst Du besser den Raumanzug an; die Luft ist doch sehr dünn da drin…

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