Immer noch nichts. Erwähnte ich schon, dass ich sehr ungeduldig bin?
Um mich zu disziplinieren, führte ich eine gründliche Inspektion des Rings durch.
Ich habe sämtliche Schrauben nachgezogen und die Peripherie nach Undichtigkeiten abgesucht. Nirgendwo eine Leckage. Sehr schön.
Wo wir gerade dabei sind, könnte ich auch gleich mal ein paar Worte über unsere Triebwerke verlieren.
Ringantriebe sind wahre Kraftmonster; man kann sie durchaus mit einem wütenden Hulk vergleichen. Sie leiden damit aber unter dem entscheidenden Nachteil, dass sie nur zwei Geschwindigkeiten kennen: Standgas und Vollgas.
Die Leistungsfähigkeit ergibt sich einzig aus dem jeweiligen Durchmesser des Rings.
Ein 60m Trumm, wie er in einem Frachter Klasse 3 zu finden ist, bringt es quasi während eines Wimpernschlages von null auf 25% Lichtgeschwindigkeit. Er setzt, aufgrund der Konstruktion und Funktionsweise, bei jedem Einsatz sein gesamtes Potential frei. Man kann ihn lediglich aktivieren oder deaktivieren. Drückt man den Startknopf, fällt der Druck innerhalb des Rings, woraufhin neutronenreiche Eisenisotope in ihre Einzelteile zerfallen. Sofort. Und in einer unkontrollierbaren Anzahl. Die dabei entstehende Strahlung generiert soviel Energie, wie eine mittlere Sternenexplosion und wirft das Schiff, einer Kanonenkugel gleich, nach vorne. Praktisch nicht zu dosieren.
Weil das noch nicht aphrodisierend genug ist, setzt ein Ring auch im Ruhezustand mehrere tausend Grad Hitze frei. Um die sofortige Kernschmelze zu verhindern, wird er mit Stickstoff gekühlt. Dieser fließt durch ein Mehrkammerspeicher im doppelwandigen Schiffsboden und eine hunderte Meter lange Röhrenperipherie, die sich in Spiralen um den Ring windet.
Damit der Leidenfrost – Effekt, also die unerwünschte Isolierung von gasförmigen zu flüssigem Stickstoff, so gering wie möglich bleibt, bestehen diese Röhren ebenfalls aus zwei Lagen Material und enthalten im Hohlraum ein wenige Millimeter dickes Polster aus gefrorenem Stickstoff. Klingt alles viel komplizierter, als es letztendlich ist.
Wie dem auch sei, am Ende der Exkursion, fällt man drei Tagesreisen vor seiner Destination aus dem Tunnel, deaktiviert den Ring und legt den Rest des Weges im Gleitflug zurück. Schließlich werfen wir rund dreiviertel des Stickstoffs über Bord und kommen passgenau an der Raumstation zum stehen.
Es gibt auch noch andere Schiffstypen mit weniger rabiaten Antrieben aber die Langstreckenraumer betreiben wir ausschließlich durch zerfallende Isotope, welche wir wiederum Neutronensternen abjagen. Für diesen Prozess benutzen wir übrigens auch die Wurmlochgeneratoren; die Singularität bleibt dabei so klein, dass sie dem Schiff keinen Schaden zufügt. Ein Ende des Tunnels öffnet sich ca.10m unter der Oberfläche des Neutronensterns, während das andere Ende in einer Gravitationshochdruckkammer platziert wird. Auch die Übertragung der Teilchen zum, ebenfalls mittels Gravitationsfeld unter extremen Druck gesetzten Ring, findet per Tunnelmaschine statt. – Interessiert das alles eigentlich? Ich bitte um Entschuldigung, falls nicht. Dieses dröge Technik Gelaber hilft mir gerade, bei Verstand zu bleiben… ^^