Tag 13

So, jetzt mach ich mir wirklich Sorgen. Dass ich mich seit dem Sturz aus dem Tunnel beobachtet fühle, erwähnte ich. Dies kann man einer gewissen Grundparanoia zuschreiben. Aber heute Morgen tappe ich nichts ahnend zur Konsole und stelle fest, der verdammte Computer hat den Kurs geändert.

Von 12 Servern wurden 11 ausgetauscht und der letzte als externer Arbeitsspeicher stehengelassen. Er ist online, übernimmt seit dem Umbau aber nur noch Aufgaben, wenn der Hauptcluster mit der Navigation beschäftigt ist. Eigentlich bräuchte ich ihn nicht einmal dafür, der neue Rechnerverbund besitzt wesentlich mehr Leistung; jedoch wollte ich dem Schiff etwas von seiner ursprünglichen „Persönlichkeit“ lassen. Bin da etwas sentimental und halte alle Dinge für mehr oder weniger beseelt, zumal wenn sie so komplex sind, wie ein Raumschiff.
Wie auch immer, ich ignorierte das Teil, kontrollierte oberflächlich die restlichen Einheiten, überprüfte die Kabel auf ihren festen Sitz und gab am Steuerpult die Koordinaten neu ein. Bisher folgt das Schiffchen dem Kurs. Toi, toi, toi. – Das sagt man auf der Erde, wenn man sich Glück wünscht.

Ansonsten muss ich mich dringend ablenken, ehrlich, ich weiß langsam nicht mehr, was ich überhaupt noch denken soll, also kramte die Pinsel hervor. Ich gedenke, die Trennwand zwischen Biotop und Frachtraum mit einem Wald zu bemalen. Meine Mutter, selbst eine passionierte Künstlerin stattete mich vorsichtshalber mit einem erklecklichen Vorrat an Farbe und Utensilien aus; falls mir doch einmal langweilig werden würde. Außerdem gefiel ihr, was ich von Merdan mitgebracht hatte, sie meinte, mit ein bißchen Übung könnte ich mir vielleicht ein zweites Standbein aufbauen, falls ich des Weltraums doch einmal überdrüssig werden würde. Den Sinn ihrer Aussage verstand ich zwar nicht, freute mich dennoch über die Materialien.

Zwischendurch renne ich zur Konsole, kontrolliere den Kurs und habe jedes mal das Gefühl, als ob jemand oder etwas darauf wartet, dass ich nicht mehr gucke.
Bitte, großer Mechaniker, trage den Kelch der Weltraumkrankheit an mir vorbei.

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