Tag 4

Gestern hab ich den ganzen Tag geheult. Jetzt geht es besser. Irgendwie. Ich meine, muss ja. Noch lebe ich und wie Sie gleich lesen können, gibt es sogar Grund zur Hoffnung. Also… die Art von Hoffnung, die man sich mit einem Brecheisen holt. Das Diagnoseprogramm hat allerdings keine Auffälligkeiten ergeben; nicht zu eruieren, wieso der Computer so ausgetickt ist. Ich lass es nochmal laufen, natürlich. Durchsuchte also die Fracht nach brauchbarem Zeug. 382 Container, Marke „Fort Knox“; natürlich extraordinär sicher plombiert. In den Ladepapieren steht, dass es sich um den kompletten Hausstand von Prinz Zachir-Mumal handelt, der von Mekadon nach Bainhiri umsiedelt; wohl wegen der Unruhen auf seinem Heimatplaneten. Ich würde auch machen, dass ich da wegkomme; inzwischen liegen 43 der 78 Königreiche im Clinch miteinander und man wartet praktisch stündlich auf denjenigen, der die große Bombe aus dem Keller holt. Wie dem auch sei, der Prinz scheint ein ausgesprochener…

Continue reading

Tag 2

Das sieht schon schön aus, so eine komplette Galaxie auf dem Panoramaschirm. Am Ende der Reise wird sich dieses Bild wohl auf seine Oberfläche gebrannt haben. Sei es drum. Mein Frachterlein wird eh keiner mehr fliegen. Fast zwei Jahre dran herum gebaut, sieben Monate geflogen und schon ist die Reise zu Ende. Applaus. Sitze seit dem frühen Morgen, ohne geschlafen zu haben, nur gelähmt herum und habe keine Lust zu nichts mehr. Bis auf die Routineaufgaben gibt es ja auch nichts zu tun. Morgens um sechs Uhr aufstehen, eine Runde durch das Schiff joggen und dabei gucken, ob irgendwas nicht so aussieht, wie sonst. Anschließend nehme ich den Kaffee auf der Brücke und lasse mir die Daten der Nacht vom Computer geben, dann verbringe ich drei bis vier Stunden im Biotop. Und das war es dann auch schon, im großen und ganzen. Nicht all zu viel, gell. Bis dato verbrachte…

Continue reading

Tag 1

Privates Logbuch Name: Cpt. Nineeh Metaris; Codename: Blue System: Vela; µ Velorum; Tauri-Bey-Ma-Leh Schiff: Frachter Klasse 3; XV26/13 Ubalda Zeit: 2505/9457; 1033 Koordinaten: keine Angabe möglich   Tag 1 Verdammte Axt. Was eine verfluchte Scheiße. Ich könnte kotzen. Am laufenden Meter. Verdammt, Blue, reiß dich mal zusammen. Was sollen denn die Leser denken. – Leser? Welche Leser? Ich schreib das hier, damit ich nicht Amok laufe, verdammt nochmal! Aber ich verstehe. Du willst es lyrisch. Bitte sehr: Adieu, du schönes Leben. Du warst so wunderschön. Leider werde ich dich viel zu früh verlassen müssen. Zumindest weisen alle zur Zeit greifbaren Parameter darauf hin. Was geschah? Ist schnell erklärt: vor 23 Std. Standardzeit fühlte der Bordcomputer sich aus unbekannten Gründen genau in dem Augenblick dazu veranlasst, die Koordinaten unserer Destination erneut zu berechnen, als wir uns mitten im Sprung befanden. Er unterbrach denn auch vorschriftsmäßig die Funkverbindung zum Wurmlochgenerator, woraufhin der…

Continue reading

Tagebuch einer unbekannten Astronautin – Prolog

Vor Zeiträumen, die sich allgemein vorstellbaren Maßstäben entziehen, gab es im Weltall nur die Chaosdrachen. Wild flogen sie umher, je wilder und schneller, desto mehr Chaos stifteten sie. Ein irres Geflecht von Farben durchzog den Raum, ohne Muster, ohne Ordnung, ohne Sinn und ohne Zweck. Eines Tages kam, was kommen musste, zwei der Drachen stießen aneinander und – was war das? Sie klebten fest, konnten sich nicht mehr voneinander lösen. Zuerst waren sie perplex, dann wütend, dann sahen sie sich in die Augen und dann war da eine Idee. Zuerst zögerlich, und unkoordiniert, probierten sie ein Muster, der eine Drache machte blaue Farbe, der andere das Rot. Sie zauberten eine Helix in den Raum und setzten lauter Pünktchen drauf. Andere Drachen sahen das Schauspiel, gesellten sich hinzu, beäugten erst misstrauisch, dann rasend, dann staunend und dann fielen sie sich in die Arme und probierten Muster aus. Nach einer Weile bemerkten…

Continue reading

Alles neu, schon im April.

Damen und Herren, ich habe mich entschlossen, etwas zu wagen. Seit nunmehr ziemlich genau 10 Jahren liegt diese Rohfassung von einem wilden Roman in meinem Archiv und ich konnte mich nie dazu entschließen, es in ein Hardcover zu überführen. Nachdem ich es geschrieben hatte, fühlte sich jede Korrektur irgendwie falsch an; vier oder fünfmal hab wurde das versucht, nur um jedes Mal etwas völlig anderes zu schreiben und nach einigen Seiten wieder aufzugeben. Seinerzeit hab ich das Werk innerhalb von drei Monaten in die Tasten gehauen, es ist vielleicht so ein one time shot, ich weiß es nicht. Bloß immer wenn ich es lese, berührt es mich auf eine Weise, die ich zwar nicht beschreiben kann, die mir aber immer deutlicher macht, dass es einfach zu schade ist, nicht gelesen zu werden. Also füge ich es hier ein, in mein „Gesamtkunstwerk“; zu den 600 Bildern, die Sie wahrscheinlich schon alle…

Continue reading