Ich mach zwar ein Fernstudium, was aber nicht heißt, dass ich ohne Semesterferien leben müsste. Den Juli erkor ich dazu aus; Malferien. Oder besser, mal Ferien, wie sich herausstellt. Denn einen Tag, nach dem ich die dünnen Pinsel beiseite legte, sah man mich einen dicken Pinsel schwingend die Terrassentüre lasieren. O_o
Vom internen Ermittler kam daraufhin der Kommentar: „Hauptsache malen. Egal was.“
Treffender kann man die Situation wohl nicht umschreiben und so frage ich mich, ob ich vielleicht doch mit Pinsel und Lackdose in Händen auf die Welt gekommen bin. Selbst wenn ich Null Komma Nullnull Inspiration habe, was leinwandtaugliche Motive betrifft, muss ich trotzdem ständig irgendwas mit Farbe vollschmieren verschönern.
Und so war es auch nur eine Frage der Zeit, wann ich mein Moped wieder umstyle. Auch wenn Motorräder ansich wohl eher zu den überflüssigen Gegenständen gerechnet werden dürfen, kann ich mir ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen. Man fährt zwar nur noch sporadisch aber was alles war, möchte ich auf keinen Fall missen. Darum heute mal ein Ausflug in PS-lastige Gefilde.
Das Motorrad wird demnächst 25 Jahre alt und befindet sich genauso lang in meinem Besitz. Erst war sie rot-weiß, später ganz rot, dann rot-schwarz und irgendwann mattschwarz. Dem Schwarz bleib ich treu aber diesmal wird es die glänzende Ausfertigung.
Hier ein paar Eindrücke von den Vorarbeiten.
Oberteil grundiert
Oberteil repariert, geschlilffen und bereit für neue graue Vorfarbe.
Pro Tipp: ich grundiere die Teile, bevor ich sie repariere, weil man auf der hellen, glanzlosen Fläche die Risse, Macken und Kratzer viel besser sieht.
Was kaputt ist, wird mit Glasfasermatten und Polyesterharz geflickt. In früheren Zeiten habe ich das mit einem speziellen zwei Komponenten-Kunststoff gemacht, den ich aufgrund meiner Ausbildung als Kunststoff-Formgeberin aus der alten Firma beziehen konnte. Aber GFK und Harz taugen mehr, wie erfolgreiche Langzeitexperimente an meiner Maschine bestätigen können. – Die Verkleidung selbst besteht übrigens aus ABS – Acrylnitril-Butadien-Styrol, ist ein Thermoplast und lässt sich also auch schweißen, was mir aber nicht wirklich Spaß macht. – Herrje, interessiert das hier überhaupt jemanden? Beim Thema Moped komm ich gerne mal ins schwafeln… ^^
Seitenteile und Bugspoiler, der noch auf Grundierung wartet.
Und hier noch die Schöne aufgebockt. Tank und Heck folgen in der nächsten Woche; alte Hobbylackiererweisheit: du sollst nicht soviele Teile rumfliegen haben.
Eigentlich wollte ich nur die Gabel reparieren; da drinne sind sogenannte Wellendichtringe, im Alltagsgebrauch auch „Simmerringe“ genannt; sie hindern das Dämpferöl daran, die Gabel beim eintauchen der Rohre auf direktem Wege zu verlassen. Meine haben nach etwas über 100.000 km dann doch mal die Segel Gummilippe gestreckt. Also einer. Aber der andere wird vernünftigerweise auch gewechselt.
Wie dem auch sei, zuerst hieß es, ich müsse drei Wochen auf die Teile warten. So, dachte ich, drei Wochen das Ding blöd anstarren, ist eher so semi. Warum nicht gleich das viertel Jahrhundert mit einer ganz großen Schickmach-Aktion feiern.
24 Jahre und auf den Tag genau, 4 Monate.
106.436,3 km.
Einige davon auf der Rennstrecke; dieses Moped ist nicht nur ein Fahrzeug, es hat mein Leben in vielerlei Hinsicht geprägt. Durch sie schloss ich mich vor 16 Jahren einem Motorradclub an, dort lernte ich den internen Ermittler kennen, daraufhin verlegte ich meinen Wohnort um 300km Richtung Südwesten und morgen haben wir unseren zehnten Hochzeitstag. ❤️