Neulich hat mich das Sonnenlicht, welches durch die Jalousie auf die Türe fiel, spontan an eine Tapete aus den 70ern erinnert.
Die 70er. Da zählten wir erst knappe vier Milliarden Menschen und niemand hatte eine Ahnung davon, was ein Smartphone sein soll. Die rasende Entwicklung der letzten vier Jahrzehnte ist eigentlich unvorstellbar. Manchmal frage ich mich, ob unsere Seelen da überhaupt noch hinterher kommen. Oder ob wir uns nachher drüben vollkommen ratlos fragen, was hier eigentlich los war. Wie so Pinguine stehen wir dann im Kreis und wedeln aufgeregt mit unseren Stummelflügelchen. Sind ja auch viel praktischer, zum wischen.
Als ich klein war, sagte Ken Olson, es gäbe keinen Grund, warum jemand einen Computer zu Hause haben wollte und heute besitzen fünf Milliarden Menschen einen Computer für die Hosentasche. Ein Durchschnittsgewicht von 150g pro Smartphone gerechnet, ergibt das nach Adam Riese 750.000 Tonnen Material, die man dafür verballert hat. Mal ganz abgesehen, von den ungezählten Tonnen Material, die dafür bewegt werden mussten. Und vergessen Sie nicht, die Fabriken, die Maschinen, die man für die Herstellung braucht, das menschliche Potential, das seine Zeit damit verschwendet, die Dinger zusammen zu bauen. – Wieviele Raumschiffe man dafür hätte herstellen können. Schiffe, mit denen man zum Asteroidengürtel fliegen könnte, sich von dort aus mit Rohstoffen eindecken und der Menschheit in ein wirklich neues Zeitalter zu verhelfen.
Klar, Kriege zu beenden und die dritte Umverpackung je Produkt einsparen, würde wohl noch mehr Ressourcen freisetzen, aber wir wollen ja realistisch bleiben; Waffen und Verpackungen darf man den Menschen schließlich auf keinen Fall wegnehmen, wo kämen wir denn da hin. Dennoch, bei dieser ungeheuren Verschwendung tut der Mensch immer so, als gäbe es nicht genug für alle.
Ich fühle mich genötigt, das in Frage zu stellen und zitiere hier mal: „Seit den 1970er Jahren nimmt der Ressourcenverbrauch stark zu. In den vier Jahrzehnten bis 2010 stieg er von 22 auf 70 Milliarden Tonnen (pro Jahr!). Besonders ausgeprägt zeigt die Kurve seit 2000 nach oben.“ Weiter hier: geplünderte Erde.
Rechnen Sie doch mal aus, wie viele Tonnen Rohmaterial der Mensch inzwischen umgeformt hat. Falls Sie das auf die Schnelle nicht können, sag ich es Ihnen: die schier unglaubliche Zahl von 130 Billionen Tonnen wird als Gewicht unserer „Technosphäre“ angegeben. Das „gesamte technologische Gerümpel zu Wasser, Land und in der Luft, mit dem sich Homo sapiens aktuell umgibt.“ Vom Kernkraftwerk bis zum Kugelschreiber ist in dieser Zahl alles enthalten.
Es ist nicht genug für alle da. Hahaha, ich lach mich schlapp. Da war Material für hundertausend Jahre Zivilisation, wenn wir es nur ein kleines bißchen klüger eingesetzt hätten.
Was so ein Muster durch einen Rollladen alles zustande bringt.
Aber es ist schon erschreckend, wenn man sich das mal zu Gemüte führt, was da an Ressourcen verballert wird. Da kann man nur hoffen, dass diese Verschwendung bald ein Ende hat.
Tjo.